2009 G-meinschaft in Sontra Sobald es im Forum hieß "...und dieses Jahr treffen wir uns in Sontra!" sausten über 100 Finger auf den jeweiligen Landkarten durch das nördliche Hessen. Denn dort, in der Nähe von Kassel, war er zu finden- der Ort der im Jahre des Herrn 2009 von den G-Treiberinnen und ‑Treibern heimgesucht werden sollte. Genauer betrachtet liegt Sontra geographisch im nördlicheren Osthessen, im Ringgau. Das Orgateam um Klaus und Babsi hatte eine wunderschön gelegene Anlage mit einzelnen Häusern plus eines großen Gebäudes mit Speisesaal herausgesucht, auf der wir uns alle sehr wohl gefühlt haben. Die wichtigste Frage lautete natürlich: "Kann man da denn überhaupt schön Motorrad fahren?" Wie wir jetzt wissen: Ja man kann! Es gibt haufenweise bildschöner Strecken. Von Fußrastenkratzig und eng bis fluffig und weit geschwungen, von zart bis hart ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die Touren waren allesamt gut besetzt und alle hatten ihren Spaß. Die Tourguides haben mit viel Mühe, Fleiß und unter großem persönlichem Einsatz tolle Strecken herausgesucht. Der Ringgau liegt fast genau mitten in Deutschland, und das bedeutet, daß er für alle G‑meindemitglieder gleich günstig (oder ungünstig, je nach Betrachtungsweise) zu erreichen ist. Das zeigte auch die erfreulich hohe Zahl der Teilnehmer: Nach dem Westerwald war dieses Treffen mit über 100 Teilnehmern das zweitgrößte. Auch die historische Lage der Gegend mag dabei noch eine Rolle gespielt haben, denn vor 20 Jahren verlief hier, am Übergang zwischen den Bundesländern Hessen und Thüringen, noch die schwer armierte Zonenrandgrenze. Viele der Touren führten von hüben nach drüben und zurück, munter kreuzten wir die alte Todeslinie, die nicht nur Deutschland und Europa, sondern auch die gesamte Welt in zwei Teile geschnitten hatte. Heute ist es für den Besucher kaum noch vorstellbar, daß viele der Ausflüge noch vor kurzer Zeit damit geendet hätten, daß der Reisende zusammengeschossen, elektrifiziert, von Minen in die Luft gesprengt und/oder von Hundemeuten zerrissen worden wäre. Diesem Umstand wurde beim Treffen auch breiter Raum gegeben, die Besuche im Grenzmuseum oder an museal erhaltenen Stücken des Todeszaunes machten einen tiefen Eindruck. Noch vor nur zwei Jahrzehnten hätten viele der Teilnehmer gar nicht zum Treffen kommen können, weil sie den Eisernen Vorhang nicht hätten überwinden können (daß sie außerdem kaum eine G würden fahren können, steht dabei noch auf einem anderen Blatt). Das Motto "G-meinschaft" hat die Stimmung des Treffens voll getroffen. Es war, wie ein Forumsmember danach sagte, so ein bisschen wie "nach Hause kommen". Ein schönes Miteinander, gemeinsam ein gut organisiertes Treffen in einer tollen Gemeinschaft erleben, das hat allen sehr gut gefallen. Auch neue Mitglieder, die zum ersten Mal ein G-Treffen besuchen, werden direkt vereinnahmt und scheinen sich sofort dazugehörig zu fühlen- und das völlig zu Recht! Das Wetter war geradezu perfekt, das gesamte Wochenende Sonne satt. Mitunter fast schon zu heiß, aber das störte nun wirklich niemanden. Zum ersten Mal begann das Treffen, zumindest für die Besatzungen zweier Häuser, schon am Montag. Die Häuser waren alle auch mit Küche ausgestattet, und so konnte man durch Selbstverpflegung recht kostengünstig schon ein paar Tage vor dem eigentlichen Treffen die Gegend genießen. Wir hatten unseren Spaß, haben bei tollem Wetter Stühle und Tische vor die Häuser gestellt und in lustiger Runde ein paar schöne Tage verbracht. Nebenbei wurde auch noch unter großem Gelächter ein mobiler Donnerbalken errichtet, da es in der Truppe einen Dauerhocker gibt und jedes Haus nur eine Toilette hat. Nebenbei wurden auch die letzten ernsthaften Vorbereitungen getroffen. Donnerstag Wie schon seit Jahren begann das Treffen am Donnerstag mit der Anreise. Schon lange lassen es sich die Leute, die das mit entsprechend Urlaub ermöglichen können, nicht nehmen, schon am Donnerstag anzureisen. Viele sehen sich nur einmal im Jahr zu den Treffen und es gibt so viel zu erzählen. Sontra ist über Landstraßen und Nebenstrecken sehr gut zu erreichen und so konnte man schon die Anreise als schöne Tour gestalten. Ab der Mittagstrudelten laufend Teilnehmer ein, der charakteristische Klang mit dem etwas heiseren Pfeifen der originalen Auspuffanlagen war oft schon zu hören, bevor man das eigentliche Motorrad sehen konnte. Die Ankommenden wurden mit viel Hallo begrüßt, am Abend hatte sich schon eine stattliche Anzahl Forenmitglieder versammelt und die Bänke vor dem Speisesaal besetzt. Die Wagner‑Jungs, die Söhne von Babsi und Klaus mit ihren Mädels haben die Meute das ganze Treffen über mit Getränken versorgt und einen wirklich klasse Job gemacht. Bis spät in die Nacht wurde gefeiert und mit allen Kräften am Leeren des Kühlwagens gearbeitet. Freitag Wer wollte, konnte sein Frühstück auf die Terrasse tragen und bei herrlichem Sonnenschein fast zwischen den geparkten Motorrädern frühstücken. So muss das sein. Wie jedes Jahr wurden schon am Freitag jede Menge unterschiedlicher Touren angeboten, die ab 09:00 Uhr starteten. Für jeden war etwas dabei: Die ambitionierte Kurventour quer durch den Meißner, Kilometerfressertouren weit nach Thüringen hinein, eine Grenztour entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs mit Besuch des Grenzmuseums, ein Stadtbummel durch Kassel oder auch eine zweite Grenztour entlang der Zonengrenze mit Besuch des "Point Alpha"- die Teilnehmer hatten die Qual der Wahl. Und wer wollte konnte sich natürlich auch selbst etwas zusammenstellen oder einfach nur mal durch die Gegend bummeln oder auf dem Platz bleiben und entspannen. Wie immer hieß es: Alles kann, nix muß! Exemplarisch soll hier kurz die Grenztour zum "Point Alpha" angesprochen werden. Die Tour führte vom Treffenplatz auf kleinen Straßen zu dem ehemaligen amerikanischen Vorposten direkt an der Zonengrenze. Das ganze Gelände ist heute ein Museum. Wir haben unseren Besuch auf den Außenbereich beschränkt, für den ein Stück der alten Grenzbefestigung originalgetreu wiederhergestellt wurde. So erhält der Besucher eine Sicht auf die Grenzanlagen, wie sie einmal waren. Es war beklemmend und beeindruckend. Weiter ging es hinunter nach Eußenhausen, dort haben wir an der ehemaligen Grenzkontrollstelle an der B19 eine Pause gemacht und die Überbleibsel des Wahnsinns angeschaut. Weiter ging es ans südliche Ende von Meiningen, dort war an einem schön im Wald gelegenen Wurstgrill eine vom Tourguide vorgeplante Pause angesagt. Die Besitzerin hats gefreut, als Grillmeister Fraro die Zange am Holzkohlegrill schwenkte und Würste für die Truppe grillte. Über Bad Salzungen und Herleshausen führte die Tour wieder zurück zum Platz. Die gute Nachricht des Tages: Wie bislang noch jedes Jahr gab es keinerlei Unfälle auf den Touren, niemand lebte seine Rennstreckenambitionen auf der Straße aus (auch, wenn es hier und da mal etwas flotter zur Sache gingt), alle sind wieder heile, munter und gesund zurückgekommen. Und darauf sind wir schon ein bisschen stolz! Im Laufe des Freitag Nachmittages sind auch die letzten Teilnehmer eingetroffen und die Truppe war nun komplett. Auch einen Lastminute-Teilnehmer konnten wir nach dessen telefonischer Meldung noch unterbringen. Ein G-Treiber ist eben doch nicht ganz so stur und unflexibel wie sein fahrbarer Untersatz... Samstag Der Samstag erlebte eine Premiere: Zum ersten mal mußten ein sehr trauriger Admin und seine Admina das Treffen vorzeitig verlassen. Aber wenn die eigenen Eltern Goldene Hochzeit haben, dann zeigt nicht mal die Ausrede "...ich muß aber zum G-Treffen!" irgendeine Wirkung. Aber allen zum Trost: Nach der großen Abfütterung am Abend sind beide Schäfchen wieder in den Schoß der G-meinde zurückgekehrt... Die anderen Teilnehmer tourten an diesem Tag wieder nach Kräften durch die wunderschöne Gegend. Auch für heute boten die Tourguides einen bunten Blumenstrauß an Möglichkeiten an. Von Sightseeing bis Megatour waren wieder alle Spielarten des Motorradfahrens vertreten, und so war denn auch das eine oder andere sehr breite Lächeln kaum aus dem Gesicht zu zaubern, als die Meute des Abends wieder heim an den Futtertrog kehrte. Einziger Wermutstropfen: Zum ersten Mal ist bei unseren Touren ein Fahrer gestürzt. Ein mehr als miserabler Straßenbelag (okay, auf einer Landstraße dritter Ordnung...) wurde dem betreffenden Piloten in einer engen, schnellen Kurve zum Verhängnis. Aber allgemeines Aufatmen: Weder dem Herrn noch seiner Maschine ist etwas passiert. Der Bruchpilot hat sich nicht mal wehgetan, und die Maschine hatte nur einen so kleinen Kratzer, daß es später am Tag noch für einen Schönheitspreis gereicht hat. Richtig Gas gegeben wurde später am Treffenplatz beim ersten GSX-1100-G-Treffen-Bobbycar-Rennen. Antreten mußten die größten Klappen des Forums und der Anhängerfahrer Voodoo. Zunächst war eine leichte Gefällstrecke im Slalom zu bewältigen, sodann eine 180° Kurve- und unter erheblichem körperlichen Einsatz dann das Ganze wieder Bergauf- gekrönt vom Rückwärtseinparken. Anhängerkönig Voodoo wurde auch hier standesgemäß bedient- und auch bei Einparken schlug er sich sehr tapfer! Allerdings wurden alle Rennpiloten nicht nur deklassiert, sondern geradezu gedemütigt durch Jannik, den Sprößling von Meikel, seinerzeit muntere sieben Jahre alt. Die größere physikalische Masse der G-Treiber, die eigentlich für eine uneinholbare Geschwindigkeit sorgen sollte, machte er mühelos wett durch extremen Körpereinsatz, spielerisches Handling und eine in jeder Beziehung lebensverneinende Fahrweise. Dadurch schaffte er es, die Bestzeiten der großen Jungs fast im Vorübergehen um mehr als die Hälfte zu unterbieten. Wie geprügelte Hunde schlichen Janniks Herausforderer tief beschämt vom Platz, und ein donnernder Riesenapplaus sowie ein netter Preis waren dem Teufelsfahrer sicher. Denn nach Tourentag und Grillabend folgte der Höhepunkt eines jeden G-Treffens: Die große Preisverleihung. Wie immer wurden die Gastgeber geehrt, die originalste G wurde gekürt, der schönste Umbau prämiert und die weiteste Anreise belohnt. Und natürlich wurde auch das Mitglied des Jahres geehrt- obwohl es diesmal eigentlich ein Ohneglied war, denn zum Member des Jahres wurde Babsi gewählt. Noch einmal gab es donnernden Beifall für Stuntfahrer Jannik, der von Moderator Fraro auf die Bühne gerufen wurde, um seine Urkunde und den Preis einzuheimsen. Der Grill glühte noch, der Kühlwagen kühlte- das sich anschließende rauschende Fest dauerte noch bis tief in die Nacht! Sonntag Und wieder viel zu schnell war es Sonntag und die Heimreise musste angetreten werden. So schnell vergehen 3 Tage, die müssten für das Treffen eigentlich doppelt so lang sein. Mit vielen Umarmungen alter und neuer Bekannter verabschiedeten sich die Teilnehmer voneinander und die Meute verstreute sich in alle Himmelsrichtungen. Trotzdem hatten alle noch das diesjährige Motto "G-meinschaft in Sontra" im Herzen und freuten sich auf ein weiteres, tolles Forenjahr. Bis zum nächsten Jahr im Sauerland! |
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