Amalfiküste und Golf von Sorrent/Neapel

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Middach
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Amalfiküste und Golf von Sorrent/Neapel

#1 Beitrag von Middach » So Okt 04, 2020 16:28

Wir sind dieses Jahr zur Amalfiküste runtergefahren.
Die erste Übernachtung war in der Schweiz, am Fuße des St. Gottardpasses, ca. 620 km Anfahrt, Fahrzeit ca. 6,5 Std mit Pause. Gemütliche 120 km/h rollen lassen.
Zweiter Stopp in der Toscana, nahe Florenz, ca. 552 km. Fahrzeit ca. 6 Std mit Pausen.
Dann Zieleinlauf in Pimonte https://www.booking.com/hotel/it/buona- ... -b.de.html am Golf von Neapel der Nähe von Sorrent, 469 km. Fahrzeit ca. 5,5 Std mit Pausen.

Straßen in Süditalien abseits der Touristenhotspots
Nun zu den Straßen in Süditalien. Die Autobahnen top, aber bei 90 Euronen für eine Strecke erwarte ich das auch. Kurz vor dem Ziel, Tank fast leer und runter von der Bahn. Mich traf der Schlag, oder besser das Schlaglochgemengelage, auf den Stadt- und Landstraßen, die nicht zu den Touristenzentren gehören. Da gibt es mit Basaltblöcken (eckig beschlagen, also etwas glatter als die klassischen römischen Straßen zu Zeiten Cäsars), aber unwesentlich ebener verlegt. Auch kommt es schon mal vor, dass da ein Stein 7-10 cm aus dem Verbund herraussteht. Dazwischen mit Natursteinpflaster befestigte Straßen (Basaltpflaster, wie wir es in D auch manchmal vorfinden) oder auch aspahltierte Flächen. Oder auch mal alles zusammen. Aber eines ist allen Belägen gemein: Schlaglöcher ohne Ende. Auch halt mal in Haarnadelkurven. Die Gullideckel werden auch +/- 10 cm genau an die Fahrbahn angepasst. Ich habe es tatsächlich vermieden im Dunkeln zu fahren, weil es mir schlicht und ergreifend zu gefährlich war. Ich verstehe die da unten jetzt, warum da eine Enduro die bessere Wahl ist. Viele Straßen haben einen Zustand, bei dem man garnicht in den 3. Gang schalten will, falls es der Verkehr es denn überhaupt zulässt.

Die Süditaliener, die Verkehrsregeln und Fahrweisen
Die italienische Gelassenheit und entspannte Lebensart endet in dem Moment, wo der Italiener einen Motor unter dem Hintern hat. Alle Verkehrsregeln scheinen optional zu sein. Auf einer dreispurigen Autohbahn ist die mittlere Spur die Sicherste. Rechts fahren LKW oder eben die auf- oder abfahren wollen. Aber vorsicht, es gibt Auffahrten mit Stopschild und ohne Beschleunigungsstreifen. Die linke Spur ist denen vorbehalten, die es eilig haben. Sicherheitsabsand ist bei 140-150 km/h eine Handlänge. Ein Stopschild bedeutet, dass man 10% weniger Vorfahrt hat. Es wird gewendet, egal wann und wo, ebenso angehalten zum Telefonieren. Außer Mopeten, die telefonieren dank Schaltautomatik auch währen der Fahrt. Wenn Platz auf der Straße ist, können auch 4 Autos nebeneinander fahren, oder eben was passt und wenn der Belag es hergibt, wird auch mal 130 km/h gefahren, wenn 50 erlaubt sind. In Tunnels mit 40 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung, Überhohlverbot und doppelt durchgezogener Linie gelten die 40 km/h pro Achse + 10% Erhöhungszuschlag, überholen darf der, der etwas schneller ist (Zweiräder sowieso ständig, egal wo), selbst Lieferwagen oder Kleinlaster machen da mit. An Einmündungen wird häufig direkt eingefahren. Wenn der Fahrer der Meinung ist, dass du es schon noch schaffst zu bremsen, zieht er auch raus. An sonsten wird sich langsam in die Straße hineingeschoben, bis der Verkehr halten muss. Dann kann gefahrlos eingefädelt werden. Aber an roten Ampeln halten die tatsächlich an. Das hat mich gewundert. Ich bin nun schon in Mailand gefahren (dort fährt man sportlich), in Rom (würde sagen Autoscooter ohne anschupsen), aber Neapel ist eine Herrausforderung. Eigentlich spielt sich die ganze Fahrerei im ersten und zweiten Gang ab (außer die Autohban). Mein linker Handschuh hat durch die ganze Kupplungszieherei den Geist aufgegeben. Aber Unfälle sieht man fast garnicht, weniger als bei uns. Also liebe Leute erschreckt euch nicht. Wer sich drauf einlassen kann, dem macht es auch Spass. Napoli und Umgegenden sind wie sie sind und et hät noch immer jot jejange. https://www.youtube.com/watch?v=XIJZnO8ywWs https://www.youtube.com/watch?v=b4D1RYGQr10

Amalfiküste
Die Amalfiküste ist traumhaft schön, die Küstenstraße von Sorrent bis Salerno (SP7, SS145, SS163) sind gut und ansprechend ausgebaut, von Pimote (SS366) nach Amalfi fährt man über die Hügelkette, auch traumhaft der Ausblick sowie unzählige Spitzkehren. Durch Corona und die Sperrung der SS145 bei Positano, war wenig Verkehr, so dass man mehr fahren konnte als im Stau zu stehen. Auch hier kommt man eigentlich nicht über den zweiten Gang hinaus. Ich persönlich finde Ravello (SP1) schöner als Amalfi, außerdem kann man dann eine nette Runde über die SP2a zurückfahren.

Pompeji und Herkulaneum
Pompeji ist riesig, da kann man locker den ganzen Tag rumlaufen und viele kaputte Steine sehen. Leider waren die schönsten Häuser garnicht oder nur mit zusätzlicher Führung zu besichtigen, das war ziemlich dämlich. Leider sind die meisten Fresken und Kunstschätze nicht in Pompeji. Ein Teil ist im Archäologischen Natinalmuseum von Neapel ausgestellt, aber der überwiegende Teil ist archiviert und in Kisten verpackt. Aber spektakulär ist es schon. Herkulaneum ist deutlich kleiner/kompakter, aber da sind viel mehr Mosaike, Wandgemälde und Gebäude in den Gebäuden geblieben und zu sehen sogar begehbar. Zusätzlich gibt es zwei kleine Museen, in denen ein Teil der Kustschätze und auch Alltagsgegestände ausgestellt sind sowie ein Frachtkahn, der dort gefunden wurde. Herkulaneum finde ich wesentlich interessanter, weil man da einfach auf kleinem Raum viel mehr römische Leben zu sehen bekommt.

Vesuv
Schöne Strecke zum Hochfahren, Motorräder/Roller dürfen bis zum Eingang vorfahren, Autos müssen weiter unten parken, ich mag die italienische Zweiradmentalität. Eintritt dank Corona nur mit Onlineticket, keine Abendkasse. Aber waren leider alle ausverkauft.

Archäologische Nationalmuseum Neapel
Onlineticket ergattert, ha, aber am Eingang wird man überhauptnicht kontrolliert. Es sind sagenhafte Mosaike zu sehen, es gibt auch eine ägyptische Abteilung mit Mumien und Grabbeigaben, Souverniers aus dem 18. Und 19. Jahrhundert, als es als chick galt, Mumienteile mit nach Hause zu bringen. Marmorne und bronzene Skulpturen in Größen, 5 m oder größer (z.T. aus Pompeji) Lustig war der Gang zu den Toiletten. Da standen Statue an Staue auf Paletten in dem Gang, als wären sie dort mal eben zwischengelagert. Leider sind die Münzfunde nur freitags zugänglich und die Erotischen Funde wieder mal nur mit Zusatzführung zu besichtigen, zum Schutz der Kinder. Ich hatte ein heiden Spass beim Fahren durch Neapel gehabt. Ein Ritt durch einen Ameisenhaufen. Wenn die Ampeln auf grün schalten, geht ein Hornissenschwarm von Rollern und Moppets los, alles wirkt absolut chaotisch, man sieht aber keine Unfälle. Und ohne Hupe geht garnichts.

Solfatara
Diesen Tip hat uns unser Gastwirt gegeben. Da der Vesuv ja ganz still ist, kann man in Solfatara Schwefelablagerungen und auch aufsteigenden Dämpfe sehen. Hingefahren, leider zu. Recherchiert: vor 2 Jahren sind da ein Kind und seine Eltern ums Leben gekommen, weil Kind über die Absperrung geklettert ist und in einen Krater mit kochendem Schlamm gefallen ist. Die Eltern hinterher zum retten und auch exitus. Eigentlich sollte es zum Frühjahr wieder öffnen, abe dann kam ja Corinna dazwischen. Da ums Eck ist auch Neapels Harleydealer, falls man den besuchen möchte.

Palast von Casserta
Da sind wir auch hin und wollten uns den Park anschauen. Aber auch da Tickets wieder nur online und an diesem Tag ausverkauft. Wer rechnet denn damit, dass ein riesiger Park nur von abgezählten Leuten besucht werden darf, während im Ort das typische italienische Leben pulsiert?

Salerno
Die Innenstadt im Bereich der Promenade hat eine Kneipe/Bar/Restaurant neben den Nächsten, hier sollte das Nachtleben toben, leider aber für uns zu weit von der Unterkunft entfern. Wäre eine Empfehlung für Partyurlaub. Da gibt’s auch einen sehr schön terrassierten Krätuergarten, man sagt, es sei die Mutter aller botanischen Gärten, im Hang über Salernozentrum gelegen. Man geht durch die schöne Altstadt hinauf, schmale Gässchen in denen aber auch noch Autoverkehr läuft.

Das Résumé von uns ist, dass die Amalfiküste auf jeden Fall eine Reise wert ist. Für einen reinen Motorradfahrurlaub, in dem man täglich neu strecken fahren möchte, ist es aber nichts. Man kann sich dort viele Sachen anschauen, auch mal nur die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und ein Buch lesen. Man kann nach Capri übersetzen und die Blaue Grotte bestaunen (ich mag keine Schiffe). Der Vesuv, Pompeji und Herkulaneum sind einen Besuch wert. Oder was ich auch immer oben beschrieben habe. Die kurvigen Strecken sind gut/passabel ausgebaut, duch die touristisch wenig gefragten Orte führen aber vornehmlich Buckelpisten, die kein Spass machen. Die Menschen da unten sind zu uns durch die Bank freundlich gewesen. Mit Englisch kommt man ohne weiteres zurecht, wer kein italienisch kann. Limoncello und Grappa geht immer.

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