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Inhaltsverzeichnis
Überprüfen und einstellen des Ventilspiels
Einleitung
Die nachfolgen Arbeiten setzen gute Grundkenntnisse in der Werkzeuganwendung voraus !!!
Da diese Arbeiten recht komplex sind, ist eine gewisse Erfahrung als Voraussetzung hier anzusehen.
Alle Anweisungen sind nur zu privaten Zwecken gedacht und sind unter Ausschluss von jeglichen Haftungsansprüchen.
Die betreffenden Arbeitsschritte aus dem original Werkstatthandbuch für die GSX 1100 G sind hierbei berücksichtigt worden.
Das Werkstatthandbuch sollte hierbei auch zur Verfügung stehen.
Dann wird meine Anleitung auch transparenter und die Zeichnungen aus dem WHB verständlicher.
Leider darf ich die Zeichnungen hier aufgrund des Urheberrechtes nicht verwenden.
Warum ist eigentlich ein Ventilspiel vorhanden ?
Warum gerade hier ein Spiel vorhanden sein muss, lässt sich leicht erklären.
Im Prinzip sind die unterschiedlichen Temperaturen und Materialien hierfür ausschlaggebend.
Kommt das Triebwerk auf Temperatur, erwärmen sich die Ventile viel schneller als der gesamte Motorblock.
Aber auch im Fahrbetrieb unterliegen die Ventile einer viel höheren Temperatur als die anderen Motorbauteile.
Die Einlassventile werden bis 500 Grad und die Auslassventile sogar bis über 800 Grad heiß.
Bei fast allen Motoren ist der Zylinderkopf aus Aluminium und die Ventile sind aus hochwertigem Stahl gefertigt.
In der Praxis bedeutet das, dass sich der Zylinderkopf mehr ausdehnt als die Ventile.
Diesem unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten wird mit dem Ventilspiel Rechnung getragen.
Warum ist eine Kontrolle des Ventilspiels notwendig ?
Durch das ewige öffnen und schließen der Ventile verändert sich der Ventilsitz
und das auch nur geringfügig.
Dadurch wandert das Ventil immer weiter in den Zylinderkopf und damit näher zur Nockenwelle.
Damit wird das Ventilspiel beim Auslaßventil kleiner, beim Einlaßventil wird es eher großer.
Speziell das Auslaßventil gibt den Großteil der Wärme, die bei der Verbrennung entsteht, über den Ventilsitz ab.
Bei zu kleinem Ventilspiel wird die Zeit, in der die Wärme bei geschlossenen Ventil abgegeben werden kann, zu kurz.
Das Ventil kann dann so heiß werden, das es anfängt zu schmelzen. Das hat dann einen kapitalen Motorschaden zur Folge.
Das wäre der „Worst Case“ aber die Ventilsitze und die Dichtfläche der Ventile leiden schon bei bei kleinem Ventilspiel,
und zwar bevor es zum Exitus kommt. Das hat unter Umständen zuerst einen Kompressionsverlust zur Folge.
Das Werkstatthandbuch schreibt eine Kontrolle alle 6.000 Km vor.
Dabei werden folgende Einstellwerte vorgegeben (bei kaltem Motor)
- Einlaßventil 0.10 mm - 0.15 mm
- Auslaßventil 0.18 mm - 0.23 mm
Wenn das Ventilspiel auf das größte Maß eingestellt wird, kann der Intervall auf 10.000 km verlängert werden.
Dazu muss aber dann recht sorgfältig bei der Justage vorgegangen werden.
Notwendige Werkzeuge
Folgende Werkzeuge werden zum Freilegen der Ventile notwendig:
- Kreuzschlitzschraubendreher
- Ringmaulschlüssel SW 10
- Kombizange o.a.
- 1/4 Zoll Knarre
- 1/4 Zoll Verlängerung kurz und lang
- 1/4 Zoll Nuss SW 10
- 1/4 Zoll Nuss Inbus SW 5
- 1/4 Zoll Nuss Inbus SW 6
Notwendige Demontagearbeiten
Folgende Bauteile müssen demontiertert werden:
- Sitzbank
- Seitendeckel links und rechts
- Tank komplett
Schrauben für die Tankbefestigung
Schrauben für die Befestigung des Benzinhahns
Dann den Benzinschlauch abziehen (Benzinhahn geschlossen)
- Impulsgeberdeckel
- Ventildeckel (2 Teile)
Erst die beiden Ölleitungen lösen
Der kleine Deckel (die 4 Schrauben in der Mitte ohne Pfeil) muss als erstes demontiert werden
Beim abnehmen des Ventildeckels auf die beiden Zapfen, für das Positionieren des Ventildeckels achten !
(Siehe links oben auf dem nachfolgenden Foto)
Notwendige Werkzeuge für das einstellen den Ventilspiels
Hier sind die nötigen Werkzeuge zum Einstellen des Ventilspiels abgebildet.
- Einstellwerkzeug (Suzuki ET-Nummer: 09917-14910)
- Ringmaulschlüssel SW 8 (am besten einen mit 6-Kant)
- Fühlerblattlehren 0.10 mm, 0,15 mm, 0,18 mm, 0,23 mm (sinnvoll wäre in doppelter Anzahl)
- Ringmaulschlüssel SW 19 (zum Drehen der Kurbelwelle)
Wenn die Nockenwellen bearbeitet und neue Oberflächen erhalten haben ist es ratsam das Ventilspiel auf das kleinste Maß einzustellen.
Wenn man beim Einstellen eine 2. Fühlerblattlehre einsteckt, wird das Ergebnis genauer.
Ich nutze immer gleich 4 Fühlerblattlehren.
Grundstellung der Nockenwellen
Den Motor an der Kurbelwelle (Sechskant SW19) im Uhrzeigersinn drehen bis sich die Markierung „T“ mit dem Impulsgeber deckt.
Nicht den 6 mm Inbus zum drehen des Motors nutzen !
Langsam und gleichmäßig drehen !
2 Umdrehungen an der Kurbelwelle bedeuten 1 Umdrehung der Nockenwellen !
Die Drehrichtung (im Uhrzeigersinn) immer beibehalten !
Auch wenn zu weit gedreht wurde NICHT zurückdrehen, sondern wieder komplett durchdrehen.
Das Drehen der Kurbelwelle gegen den Uhrzeigersinn kann zu Schäden am Anlasserfreilauf und dem Anlasser führen.
Jetzt sollten die Kerben nach innen, also zueinander zeigen.
Postion der Kerben in den Nockenwellen
Normalerweise reicht es aus, die betreffende Nocke nach oben zu bringen.
Dafür muss die Kurbelwelle mehrmals gedreht werden.
Das Werkstatthandbuch gibt eine Möglichkeit vor, bei der die Kurbelwelle nur zwei mal gedreht werden muss.
Wenn die Kerben in der Nockenwelle zueinander hin-zeigen, können folgende Ventile überprüft und ggf. eingestellt werden.
- Zylinder #2: Einlaßventil
- Zylinder #3: Auslaßventil
- Zylinder #4: Einlaß- und Auslaßventil
Wenn die Kerben in der Nockenwelle voneinander weg-zeigen, können folgende Ventile überprüft und ggf. eingestellt werden.
- Zylinder #1: Einlaß- und Auslaßventil
- Zylinder #2: Auslaßventil
- Zylinder #3: Einlaßventil
Die Fühlerblattlehre sollte sich mit einen ganz leichten Widerstand („saugend„) nach dem festziehen der Kontermuttern bewegen lassen.
Je gleichmäßiger der Widerstand der einzelnen Ventile untereinander, desto genauer ist das einstellen !
Einbau des Ventildeckel und des Impulsgeberdeckel
Endspurt ! Nun kann der Ventildeckel montiert werden.
Bein Aufsetzen des Ventildeckels können leicht die Dichtringe der Zündkerzenlöcher abfallen.
Auch auf die beiden Zapfen, für das Positionieren des Ventildeckels achten !
(Siehe links oben auf dem nachfolgenden Foto)
Vor dem einsetzen der Schrauben den Sitz der Dichtungen überprüfen. Ich klebe die mit Flüssigdichtmittel ein.
(Zb Reinzosil von Victor Reinz,Hylosil von Hylomar, Loctite 5910. Alles etwa ähnlich und unschädlich für Dichtungen und Aluminium)
Die Halbrunden Dichtflächen und den Eckbereich der Ausslaßseite dünn mit flüssig Dichtmittel bestreichen.
Beim Einbau auf die Aludichtringe achten! Die können meistens wiederverwendet werden.
Oft sind die Dichtringe der großen 8 Ventildeckelschrauben platt gedrückt. Im Zweifelsfall sollten die erneuert werden.
Sonst wird der der Ventildeckel nicht stark genug auf den Zylinderkopf gedrückt und dann „schwitzt“ oft die Ventildeckeldichtung
Das im Werkstatthandbuch angegebene Anzugsmoment ist zu hoch. 10 Nm sollten nicht überschritten werden.
Ich ziehe die bei neuen Dichtungen mit 8 Nm an.
Anzugsmoment für die restlichen Ventildeckelschrauben : 8 -10 Nm
Die Schraube über dem „Z“ hat eine Dichtscheibe, bitte darauf achten.
Anzugsmoment für die Impulsgeberdeckelschrauben : 8 -10 Nm
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