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2004 Westerwald - Die G-rönung des WesterwaldsGeschrieben von Frank & Uwe Nach dem gelungenen ersten G-Treffen im Harz 2003 freuten sich natürlich alle auf eine Fortsetzung und die fand in 2004 am Heisterberger Weiher im Westerwald statt. Wie schon im Jahr zuvor eine für ein Motorradtreffen sehr gut geeignete Anlage mit viel Platz zum Sitzen, Parken, Klönen und auch spazieren gehen. Bei dem einen oder anderen G-Treiber soll dass nach der großen Feier am Samstagabend nötig gewesen sein. Die Betreiber haben sich sehr große Mühe gegeben, die Küche war klasse, und die Aufteilung der Ferienanlage war wie maßgeschneidert für das bis dahin größte Treffen der G-Meinde. In diesem Jahr startete das jährliche Treffen zum ersten Mal schon am Donnerstag, das kam vor allem den Teilnehmern mit sehr weiter Anreise entgegen. Seither beginnt jedes Treffen schon in der Wochenmitte. Das Wetter war -leider- westerwaldüblich, neben Sonne gab es auch ordentlich Regen und nicht gerade sommerliche Temperaturen. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Im Laufe des Donnerstags liefen die ersten Teilnehmer ein und der Parkplatz am Haus füllte sich. Bis zum Abend waren schon viele Leute angekommen und die Zapfhähne im Hauptraum glühten. Die Betreiber hatten trotz unserer Vorwarnung die Kapazität von langer Reise ausgedörrter Motorradfahrerkehlen ziemlich unterschätzt, aber am Freitag gleich für ordentlich Nachschub gesorgt. Am Freitag starteten dann die ersten Touren für die Interessierten. Die Teilnehmer teilten sich nach persönlicher Vorliebe in Gruppen ein (lange Tour, Kurztour, eher gemütlich, eher ambitioniert). Es standen für jede Gruppe ausreichend erfahrene und ortskundige Guides zur Verfügung, für die Individualisten gab es Routenpläne. Das wichtigste Ziel wurde erreicht: Alle hatten einen tollen Tag- und alle kamen heil und gesund wieder zum Basislager zurück. Es gab keinen einzigen Zwischenfall- keine Selbstverständlichkeit, wenn auf einen Schlag fast 100 Motorradfahrer und Soziae unterwegs sind. Ein absolutes und noch heute gern zitiertes Ereignis war die legendäre Kanufahrt auf der Lahn. Dazu der Bericht des Livereporters Fraro, der an der Kanutour teilnahm: Wir starteten auf unseren Motorrädern bei strömendem Regen. Eigentlich hatte da schon keiner mehr Lust, aber wir hatten alle zugesagt und wollten jetzt die Veranstalter nicht hängen lassen. Wir fuhren zu einem vereinbarten Treffpunkt und wurden mit einem Bus etwa 17 Km die Lahn hinauf gefahren. Dort standen die Boote bereit, und nach einer kurzen Einweisung sollte es losgehen. Ich hatte mich unterwegs bereits mit MartinSp. (heute bekannt als Xlarge) zusammengetan, wir wollten gemeinsam ein Kanu bemannen. Kurz vor Entern des Bootes stieß noch Michael Könies (heute Meikel) zu uns. Das war erst ein bisschen merkwürdig, denn Martin ist fast zwei Meter groß und nicht gerade verhungert (wenn auch nicht wirklich dick), und ich bringe selbst auch deutlich über 100 Kg auf die Waage. Dazu dann noch Meikel? Kann das gut gehen? der Mann ist auch rund einsneunzig und kein Hungerhaken. Okay, zugegeben: Die einzig fette Sau an Bord war ich- aber auch Körpergröße bringt Gewicht. So dürften wir das arme kleine Kanu mit rund 320 Kg beladen haben .Dementsprechend tief lag es im Wasser, und folgerichtig waren wir später auch die einzige Bootsbesatzung, die auf Grund gelaufen ist. Das lag aber auch daran, dass man mich zum Steuermann gemacht hatte. Aus strategischen Gründen sollte ich eh hinten im Boot sitzen. Außerdem sollte ich die Navigation übernehmen, denn im bürgerlichen Leben bin ich von Beruf Schifffahrtskaufmann und bin oft auf Seeschiffen anzutreffen. Die Logik ist ungefähr die gleiche, als erwarte man von einem Speditionskaufmann wunderbare Werke am Steuer eines LKW. Und mit der gleichen nahezu traumwandlerischen Sicherheit, mit der der Büroangestellte eines Fuhrunternehmens (Führerscheinklasse 3) einen 40 Toner fährt, habe ich das Boot gesteuert. Nassforsch, wie wir sind, sprangen wir in das erste Boot. Die anderen designierten Kanuten guckten sich erst mal an, wie wir Fachleute das anstellen. Der obere Rand des Wasserfahrzeugs schaute noch etwa vier Zentimeter aus seinem nassen Element heraus. Erste Heiterkeitsausbrüche bei den zurückgebliebenen. Kapitän Fraro befahl "Halbe Kraft voraus!" und schon waren wir unterwegs: In einem materialmordenden Zickzack-Kurs schlingerten wir die Lahn hinab. Blöd war nur, dass auf der Strecke fünf handbediente Schleusen zu passieren hatten. Wir als erste Bootsbesatzung sahen uns dazu verdonnert, die Schleusen für die gesamte Gruppe zu bedienen. Dazu musste folgendes Prozedere eingehalten werden: Außenhaupt schließen (das flußabwärtige Tor), Schleusenkammer fluten, Binnenhaupt öffnen, Kanuten reinlassen. Binnenhaupt schließen, Kammer leeren, Außenhaupt öffnen. Hört sich gar nicht schlimm an, war aber eine elende Schinderei. Die Schleusentore wurden über einen zwar dicken, aber einfachen Hebel bedient, den man praktisch einmal im Kreis schieben musste. Eine Übersetzung gab es nicht, die Kraft wurde eins zu eins auf das riesige Paddel des Schleusentores übertragen. War alleine kaum zu schaffen. Meikel navigierte unser eigenes Boot durch die Schleuse, Martin und ich schufteten wie die Sträflinge. Der hebel, hatte, wie gesagt, gar keine Übersetzung- dafür aber die Kurbel umso mehr, mit der die Flutklappen bedient wurden. Das waren die Klappen, mit denen das Wasser in die Schleusenkammer hinein- und hinausgelassen wurde. Für eine Öffnung brauchte man so um die 1,3 Millionen Kurbelumdrehungen. Und das mit vom Paddeln eh geschwächten Armen. Meikel erging es auch nicht besser, musste er doch ein Drei-Mann-Kanu ganz alleine durch die Schleuse befördern. Er dachte aber strategisch und positionierte unser Boot ganz vorne im Pulk, so dass wir bald wieder vorneweg fuhren. Eine entgegenkommende Entenfamilie wurde von Meikel mit den Worten "...die hätt ich jetzt auch gern, am Liebsten süß-sauer!" begrüßt. Überhaupt schien sich langsam der Hunger bemerkbar zu machen, denn als uns zwei Gänse überholten, rief Martinen ihnen nur zu "Kommt mal her, ihr Schätzken. Ich erzähl Euch mal Äne Geschichte von Butter und Mandeln!" Zwei Schleusen, einige Scherze und viel Gemecker über den eingeschlagenen Kurs ("EY! Kannste auch mal GERADEAUS fahren?!") später erreichten wir den verabredeten Anlegeplatz für die Mittagspause. Wir legten an, kamen trocken ans Ufer, zogen Schuhe und Strümpfe wieder über, holten das Boot aus dem wasser, verstauten es sorgfältig an Land und wurden von Organisator Birger, der just "HIER doch nicht! da vorne am Campingplatz wollten wir anlegen und was zu Mittag essen!" Das waren einige wenige Worte, mit denen die größten Fressen des Forums komplett stillgelegt wurden. Wir machten uns dann auf den Fußmarsch. An einer Bushaltestelle mitten im Ort wollten wir uns treffen. Doch da kam und kam niemand. Nach einer Dreiviertelstunde wurden wir langsam unruhig, ob wir wohl an der richtigen Haltestelle stehen- da kam die ganze Blage angelaufen. der Anleger des Campingplatzes war gesperrt, der Platz selber nebst seinem restaurant hatten Mittagspause. Birger und alle anderen hatten den Kilometer also wieder stromaufwärts paddeln müssen, um an unserem Anleger festzumachen. Ein Passant hätte beobachten können, wie drei kräftige Herren mit aufgekrempelten Hosenbeinen in einer Bushaltestelle stehen und sehr, sehr selbstzufrieden Grinsen. Erst das dritte Restaurant, ein Italiener, wollten und aufnehmen. Wir waren immerhin rund 30 Personen... Deutlich schlapper ging es bei den meisten Bootsbesatzungen weiter. Nicht so im Boot von Meikel, Martin und mir: Wir paddelten wieder vorneweg und bedienten die restlichen Schleusen. Nach der letzten Schleuse beschlossen wir, unseren ersten Platz auch ins Ziel zu retten. Immer waren wir vorneweg gepaddelt, hatten Untiefen und Grünzeug im Wasser ausgekundschaftet und die schweren Schleusen bedient- jetzt hatten wir auch ein moralisches recht, als erste ins Ziel zu gehen. Allein- der Geist war willig, aber das Fleisch jetzt doch erheblich geschwächt. Die Schleusenbedienung bei Martin und mir sowie das einsame Paddeln des verlassenen Bootes bei Meikel forderten ihren Tribut. Schon wurden wir von zwei Nachfolgern überholt. Das reizte insbesondere Martin bis aufs Blut, und so trieb er uns an bis zum Letzen. Unter lauten "Hopp! – Hopp! – Hopp!" Rufen pullten wir wie die Galeerensklaven. Den ersten überholten wir nach kurzem Kampf. Wir bekamen soviel Fahrt drauf, dass die Bugwelle ins Boot schwappte. Egal. Weiter. Wir überholten auch das zweite Kanu, an Bord Team Linus, waren aber von dem Sprint so erledigt, dass wir den Vorsprung nicht halten konnten. Und noch 2 Km bis ins Ziel. Angriff von hinten, aber wir rissen uns noch einmal zusammen und blieben vorn. Dann versuchten wir, unseren Verfolger auf Abstand zu halten, indem wir unser Tempo dem seinen anpassten. vergeblich. In der nächsten Kurve vollstreckteLinus und seine Mannen außenrum. Sie schnupften uns regelrecht auf. Sie brannten uns her. bald waren Sie, mit gleichmäßig hohem Tempo, weit vorne. Wir kochten. Glühende Wut schoß uns in die Arme, wir rissen an den Riemen bis das Blut unter den Fingernägeln hervorspritzte. Wir kamen ran. Noch 1 Km bis ins Ziel. Noch 50 m bis zum anderen Boot. Weiterreißen. Wir dampften in der Sonne und pullten wie die armen Hunde. Noch 20 m. Langsam, ganz langsam schoben wir uns heran. Noch 10 Meter. Wir konnten die andere Besatzung arbeiten hören. Noch 400 m bis ins Ziel. Wir holten das andere Boot ein, konnten aber nicht mehr überholen. Stattdessen drohten wir wieder, nach hinten zu sacken. Noch 300 Meter bis ins Ziel. Wir beschlossen, unsere Taktik zu ändern. ich riß das Ruder herum und steuerte breitseits auf das feindliche kanu zu. Unsere Paddel hatten einen T-Griff, ähnlich wie bei einer Schaufe. Diesen Griff benutzte Martin jetzt als Enterhaken. Wir krachten mitten auf dem Fluß mit dem anderen Boot zusammen. Sofort ergriff Martin den Kommandanten beim Kragen: "Jetzt hör mir mal zu. Entweder, wir gehen jetzt schön friedlich gemeinsam ins Ziel- oder Ihr sauft hier auf der Stelle ab." – "Äh... Ahahaha..." – "Wat is? Hab' ich 'n Witz erzählt?!" Und so klammerten wir uns am anderen Bootfest und ließen uns ins Ziel schleppen. Schön nebeneinander. Zum Paddeln hatten wir alle drei keine Kraft mehr... Am Abend gab es dann Live-Musik im Aufenthaltsraum. Geboten wurde Hardrock und Heavy vom Feinsten, eine lokale Band heizte den Fans mächtig ein. Es wurde getanzt, gemosht, gesungen und getrunken. Letzteres vor allem vom Sänger der Band, der als einziger auf dem gesamten Treffen so betrunken war, dass er sich sein Abendessen noch mal durch den Kopf gehen ließ. Draussen ging es beim Lagerfeuer gemütlicher zu. Beim Benzinreden und mit vielen Sprüchen und Witzchen wurde dieser Abend wieder sehr lang... Am Samstag startete dann der grösste Teil zu den Touren. Hier zeigte sich das Wetter im Westerwald von seiner vielfältigsten Seite. Während die Tour in die südlichen Bereiche um Weilburg und Runkel Sonne und Wärme hatte, bekamen die nördlichen Touren bis hoch nach Dattenfeld teilweise heftigen Regen ab und eine Gruppe ist sogar umgekehrt, während eine andere Schutz in einer Kneipe suchte. Aber so ist das nun mal im Westerwald. ;-) Nach den Touren erfolgte die Prämierung der schönsten Gs und der Teilnehmer mit weitester Anfahrt. Ein Fehler war es, der Plaudertasche Fraro das Mikro zur Moderation in die Hand zu drücken. Dadurch dauerte die Prozedur fast 25 Minuten... Die Preisträger wurden in geheimer Wahl ermittelt, und den Preis für den schönstem Umbau bekam ein Teilnehmer aus Italien. Unser Kiwi konnte sich über die Prämierung seiner G als das schönste Original freuen. Erstmals in diesem Jahr wurde der oder besser gesagt die älteste Teilnehmerin prämiert, das war Ursula, die mit 62 erst den Motorradführerschein gemacht hatte und auf ihrer Kawa ER500 aus dem Ruhrgebiet angereist war. Ihr derzeitiges Alter verraten wir natürlich nicht... ;-) Anschliessend war Grillen angesagt, Chefkoch Carsten hatte alles im Griff. Der Sonntag nahte unaufhaltsam und auch das schönste Treffen geht einmal zu Ende. Und wieder fiel das Verabschieden von liebgewonnenen Freunden schwer. Aber fest versprochen: Nächstes Jahr wieder! |
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