Ring total!oder: Kringelfahren bis zum Abwinken beim "1. Union Day Race Training"Geschrieben von Fraro Lange war es geplant, viel Vorbereitung war notwendig. E-mails wurde getauscht bis der Posteingang überlief, telefoniert wurde, bis der Draht glühte. Viele der Gespräche und Nachrichten betrafen nicht einmal die Organisation oder die Abstimmung- es war einfach die reine, pure Vorfreude auf unser Training auf dem Heidbergring (Geesthacht) 2008! Entstanden war die Schnapsidee, die Forenmitglieder zusammenzutrommeln, auf dem Himmelfahrtsgrillen bei Doris und Frank (aka Gartendomina & Fraro). Hoagie war der Erste, der uns den Floh ins Ohr setzte: "Wenn man sich mit genügend Leuten zusammentut, sollte es doch bezahlbar sein, sich eine kleine Rennstrecke, einen Kartring oder so was, zu mieten und einmal ungestört von Verkehr, anderen Verkehrsteilnehmern (und hier insbesondere solchen in Uniform) einfach rumzufahren, ohne an etwas anderes denken zu müssen als eine gute Linie und die reine Freude am fahren. Während hier und da noch Bedenken geschoben wurden, waren Meikel und Volker gleich Feuer und Flamme: "Wir haben einen brauchbaren Ring gleich bei uns um die Ecke- den Heidbergring!" Es wurde noch viel geflaxt an dem Abend, was man denn so alles anstellen könnte, wenn man diese Nummer wirklich durchziehen könnte. Unsern Hoagie hat diese Idee aber nicht wieder losgelassen. Es wühlte, gärte und arbeitete in ihm- und irgendwann fing er einfach an zu planen, Preise einzuholen und uns andere zunächst anzufixen und schließlich festzunageln. Schnell stand fest: Ab 30 zahlenden Teilnehmern wird das ganze finanzierbar. Kaum war das Projekt "Ring 2008" geboren, wäre es auch fast schon wieder gestorben. Denn der Betreiber hat auf der Anlage strenge Auflagen bei der Lärmemission einzuhalten, sonst bekommt er Ärger mit Behörden und Anwohnern. Sanfte 93 DB ist das Maximum- wer lauter ist, fliegt raus! Betretenes Schweigen, denn laut ihren technischen Daten hält unsere Dicke G diesen Wert zwar locker ein- aber wie laut die bis zu 17 Jahre alten Motorräder tatsächlich sind, weiß kein Mensch. Der Betreiber des Rings wollte Hoagies Versicherungen, unsere Eisenschweine seien so leise wie ein Staubsauger ja auch gerne glauben- aber: Wer lauter ist, darf nicht fahren. Basta. Lange Gesichter. Bis einem (unbekannten) designierten Teilnehmer die Idee kam: Probieren wir's! Fahren wir mit verschiedenen Gs und somit verschiedenen Auspuffanlagen zum Ring und drehen eine Testrunde! Dann kann der Vermieter den Lärmpegel messen, und wir wissen, woran wir sind. Dieser Vorschlag wurde begeistert aufgenommen, und die drei "Ringnachbarn" Meikel (Auspuff der GSX-R), Volker (400er Bandit mit Serientüte) und Oliver (ultrabrutale Schüle-Anlage mit sehr kernigem Geräusch) traten an zur Soundprobe im Schnee. Ergebnis: Grünes Licht, wir sind dicke leise genug! Schon tat sich das nächste Problem auf. Es musste eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden. Hoagie war offiziell der "Veranstalter" (Mieter des Rings), und hätte sonst ein unberechenbares Risiko zu schultern gehabt. Problem: Erstens ist so einer Versicherung teuer, zweitens macht die Gesellschaft hohe Auflagen. So mussten z. B. die ganze Zeit über zwei Sanitäter am Ring bereit stehen. Ein Anruf beim Roten Kreuz in Geesthacht machte schnell klar, dass "Profis" die Kosten für die kleine Veranstaltung in unüberschaubare Höhen geschraubt hätten. Während noch an der Lösung dieser Probleme gearbeitet wurde (Zitat: "...Mann! Das alles bloß, weil man mal ein bisschen ungestört im Kreis fahren möchte!") lief die Anmeldung auf Hochtouren. Da sich im G-Forum nicht 30 Leute finden ließen (unser Forum ist dann doch ein bisschen zu klein um so viele Leute im Norden der Republik zusammenzutreiben), wurde im weiteren Bekanntenkreis geforscht, wen man noch zu einer solchen Sache überreden könnte. Fündig wurden wir u. a. im Freebiker-Forum www.freebiker.com) und im Fazer-Forum www.fzs600-fazer.de). Außerdem fanden sich noch einige Leute im privaten Umfeld, so dass wir die benötigte Mindestteilnehmerzahl bald zusammen hatten. Einer der Teilnehmer aus dem Fazer-Forum war Jens-Assi, hauptberuflich Feuerwehrmann bei der Berufsfeuerwehr Magdeburg. Als er von den Problemen mit den Sanis hörte, stellte er sich spontan zur Verfügung. Die zweite benötigte Fachkraft fand sich bald darauf in Marion, seinerzeit Verlobte und heutige Ehefrau von Phlegmaniac aus Kronach/Franken. Diese beiden Menschen haben ein erhebliches Verdienst daran, dass die Sache überhaupt steigen konnte, dafür an dieser Stelle noch einmal unseren herzlichsten Dank! Auch alle weiteren Probleme konnten von Cheforganisator Hoagie gelöst werden, und nun war es soweit: Am 03. und 04. Oktober 2008 sollte die Sache nunmehr endlich steigen! Schon eine Woche vorher waren die Teilnehmer mit Wetterbeobachtungen beschäftigt, insbesondere natürlich die Nordlichter. Die Vorhersage verhieß zwar nichts gutes (Regenwahrscheinlichkeit für das ganze Wochenende: 90-100%!), aber die Wetterfrösche irren sich ja auch schon mal, und die Woche vor der Veranstaltung war eigentlich praktisch trocken. Prallen Sonnenschein erwartete ja niemand, nur einigermaßen trocken sollte es sein. Dem standen natürlich zwei gewichtige Faktoren entgegen: Die Teilnahme von Fraro und Borchi, beide eigentlich Garanten für schlechtes Wetter. Am Donnerstag durften wir ab 16:00 Uhr anreisen. Wir hatten das Gelände zwar offiziell erst ab Freitag, aber der Betreiber hatte ein Einsehen mit den Leuten, die z. T. erhebliche Anfahrtswege hatten. In der Ringmitte bauten wir das Fahrerlager auf, und je weiter der Nachmittag fort schritt, desto schöner wurde das Wetter. Gegen Abend, als wir den Ring zum ersten mal zu Fuß abgingen, kam sogar die Sonne raus, und gegrillt haben wir unter sternenklarem Himmel. Die Vorfreude war praktisch nicht mehr zu steigern! Nur einer war unzufrieden: Volker. Er hatte in diesem Jahr bereits mehrere Trainings auf dem Heidbergring mitgemacht, "...und immer hatten wir schönes Wetter. Ich würde lieber mal ein Regentraining machen, bei schönem Wetter kann ich jetzt fahren!" Als wir dann Freitags aus unseren mobilen Behausungen krochen oder aus den umliegenden Unterkünften zum Ring kamen, goß es in Strömen. Alles stand unter Wasser, auch auf der Strecke stand das Wasser durchgehend 2 cm hoch. Alle Blicke ruhten auf Volker. Sein Überleben verdankt er wohl einerseits der restriktiven Waffengesetzgebung in Deutschland sowie andererseits dem Umstand, dass Blicke eben doch nicht töten können. Einige der gemeldeten Teilnehmer ließen sich vom Wetter von vornherein ins Bockshorn jagen und traten erst gar nicht an, so dass sich das Feld der aktiven Fahrerinnen auf letzlich 23 beschränkte. Das hatte den angenehmen Nebeneffekt, dass die gesamt Einteilung in Gruppen über Bord geworfen werden konnte. Stattdessen konnte ein jeder (fast) tun und lassen, was er wollte. Zunächst fand sich die versammelte Fahrerschaft unter dem gewaltigen Baldachin ein, welches sein bescheidenes Plätzchen in Borchis Reisegepäck gefunden hatte. Der Baldachinbesitzer persönlich sowie sein Kumpel aus alten Rennstreckentagen, Rainer, nahmen die Fahrerbesprechung vor. Borchi und Rainer wurden später als Instruktoren eingesetzt, und es sei schon mal im voraus bemerkt: Sie haben diese schwierige Aufgabe meisterlich gelöst. Nachdem die wichtigsten Regeln zum Verhalten auf dem Ring erläutert waren, teilten sich die lernbegierigen Fahrerinnen und Fahrer selbst in zwei Gruppen ein: Anfänger und etwas Fortgeschrittenere. Wer nicht instruiert zu werden wünschte, durfte fast den ganzen Tag nach Lust und Laune zum "Frei-Schnauze-Fahren" antreten. Immer zur vollen Stunde wurde der Ring für die Instruktoren und ihre Lehrlinge gesperrt, in der übrigen Zeit wurde hektoliterweise Benzin beim freien Fahren verballert. Borchi übernahm die ambitionierteren Fahrer, während Rainer sich um die Blümchenpflücker kümmerte. Wer sich in seiner Gruppe über- oder unterfordert fühlte, konnte nach jedem Turn (und teilweise sogar währenddessen) die Gruppe wechseln. Die Verständigung per Handzeichen klappte ganz ausgezeichnet. Sowohl während der Instruktionen als auch während der übrigen Zeit zeigten die G-Treiber und ihre Freunde, was Kameradschaft ist: Niemand wurde gezwungen, bedrängt, verspottet oder belächelt- alle Aktiven nahmen stets Rücksicht aufeinander. Keiner wurde von anderen Teilnehmern in Bedrängnis gebracht, und auch die "schwächeren" FahrerInnen konnten sich immer auf die Solidarität der übrigen G-emeinde verlassen. Leider ließ der erste Crash nicht lange auf sich warten: Schon bei seinen ersten Runden unterschätzte ein Fahrer das Zusammenwirken von unbekannter Strecke, kalten Reifen und Wasser auf der Straße. Er schlug am Ende der langen Start/Zielgeraden in den Grünstreifen ein. Zum Glück wurde er nicht ernsthaft verletzt. Nur ein paar blaue Flecken und eine mächtige Beule im Ego- das war's. Schlimmer erwischte es die GSX: Sie trug neben einigen Kratzern auch einen verbeulten Lenker und einen duchgeschliffenen Tank davon und fiel für den Rest der Veranstaltung aus. Der Fahrer war auf die Ersatzbank verbannt, begleitet vom heftigen Mitgefühl der übrigen Anwesenden. Nunmehr gewarnt verliefen die nächsten Runden ereignislos. Die Piloten richteten sich nach dem nassen Wetter und zogen wasserspritzend ihre Kreise. Erst gegen Mittag wieder Alarm: An derselben Stelle wie am Morgen hatte es einen anderen G-Fahrer in die Wicken gezimmert. Er hatte die gerade zur Beschleunigung ausgenutzt und dann die anschließende, doppelte 90° Kurve nicht mehr bekommen. Auch hier hielt ein Schutzengel (nunmehr wohl etwas ausgeschlafener) seine Hand über den verunglückten: Dem Mann und der Maschine ist nichts passiert. Das Motorrad war nur von der Bahn abgekommen und dann auf dem Matsch etwas den umgebenden Wall hochgerutscht. Sein Besitzer konnte gleich weiterfahren- hat sich aber ersteinmal bei einer Tasse heißen Kaffees wieder beruhigt. Oje, gleich zwei Unfälle am ersten Vormittag- hoffentlich wird das nicht zur Gewohntheit! Am späten Vormittag ließ der Regen endlich nach, und über Mittag kam sogar die Sonne raus, um die Strecke abzutrocknen. nach der Mittagspause war der Kurs nur noch an einigen Stellen feucht, die sich die Aktiven aber schnell merkten. Je weiter der Nachmittag fortschritt, desto ungezwungener konnte man über die Strecke bügeln- und bald schon konnten die Passiven spektakuläre Schräglagen und scharfe Bremsmanöver begutachten. Blöderweise mussten wir am späten Nachmittag, während des letzten Turns, doch noch einmal das schrappende Geräusch von Blech und Plastik auf Asphalt hören. Diesmal hatte es gleich zwei Fahrer erwischt. Zwar funktionierte der Warn- und Rettungsdienst auch diesmal einwandfrei: Die Streckenposten brachen den Turn sofort ab und sperrten die Strecke. Helfer mit PKW und Anhänger sausten zum Unglücksort, denn eine böse Ölpfütze ließ ahnen, dass zumindest eines der Fahrzeuge nicht mehr betriebsbereit sein würde. Aber dennoch war das kein schöner Ausklang für den ersten "Renn"tag. Gleich vorweg: Verletzt wurde auch bei diesem Unfall niemand. Was war passiert? Ein G-fahrer hatte eine U-Kurve ein wenig zu schräg genommen und war dann von seinem Sturzbügel ausgehebelt worden. Als das Vorderrad erst mal in der Luft war, ist das gesamte Motorrad wie auf einer Schlittenkuve über den Bügel zur Seite gerutscht. Tückisch dabei: Normalerweise setzte bei diesem Motorrad zuerst die Fußraste und dann erst der Bügel auf. da die Fußstütze nicht geschrappt hatte, traf den Fahrer das Aufsetzen des Bügels völlig unvorbereitet. Für den kurz dahinter fahrenden 400er-Treiber machte sich die Anschaffung seiner sexy Lederkombi bezahlt, denn er hatte keine Chance mehr, der Unglücksstelle auszuweichen. Die zwei Alternativen lauteten daher: rüber über die Unfallstelle (und dabei evtl. den liegenden G-Treiber zu verletzen) oder Motorrad wegwerfen und selber über den Asphalt rutschen. Die in in Bruchteilen von Sekunden gefällten Entscheidung resultierte in einem gebrochenen Motordeckel an der 400er. Das bedeutete gleichzeitig, dass dieses Motorrad bei dieser Veranstaltung nicht mehr würde verwendet werden können. Glücklicherweise hatte der Besitzer der Kleinen noch eine G in petto und konnte früh am nächsten Morgen wieder starten... Dieses Malheur sorgte für Stirnrunzeln bei den übrigen Leuten, die einen Sturzbügel am Motorrad verbaut haben: Abnehmen oder nicht? Ein Teil der Herren ging es im weiteren Verlauf etwas ruhiger an, aber am Rande des Fahrerlagers fand sich auch bald eine stattliche Sturzbügelsammlung... ;-) Um 18:00 Uhr wurde der Fahrbetrieb eingestellt. Im Fahrerlager wurde noch ein gemütliches Grillen veranstaltet, allerdings lagen die allermeisten der Aktiven schon zwischen 20:30 und 21:00 Uhr in den Kojen- der Tag hatte alle geschafft. das leben eines Rennfahrers ist eben doch im Kern ein braves... Genauso brav sind wir am Samstagmorgen in Allerherrgottsfrühe wieder aufgestanden, um pünktlich um 08:00 Uhr wiederum zur Fahrerbesprechung anzutreten- wiederum in strömendem Regen. Vom schönen Nachmittagswetter des letztes Tages war NICHTS übriggeblieben. Die beiden Instruktoren machten uns noch mal auf die besondere Lage auf der Strecke aufmerksam: Wir hatten gestern viel Gummi zurückgelassen, der in Verbindung mit den 2 cm Wasser, die wieder auf dem Asphalt standen, nunmehr eine wunderbar-schmierige Rutschfläche ergeben würden. Angewiderte Blicke auf Volker, der sich ja das Regentraining gewünscht hatte- aber zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass auch er ab heute lieber ein sonniges, schönes, trockenes Training absolvieren würde. Die Unfälle des Freitags noch im Nacken gingen alle Fahrerinnen und Fahrer nun besonders vorsichtig ans Werk, und so blieben bis zum Mittag weitere Stürze aus. Wie schon am Vortag ließ der Regen im Laufe des Vormittags immer mehr nach, und bald kam schon hier und da die Sonne raus. Die Strecke trocknete auch jetzt wieder ruck-zuck ab, und bald durfte wieder beherzter zur Sache gegangen werden. Der Kurs ist übrigens nur 950 m lang und besteht praktisch nur aus 90° Kurven. Genau das Richtige also für ein fast 300 KG schweres Eisenschwein mit der Wendigkeit eines Kieslasters. Wie sich das auf der Strecke anfühlt, lassen wir am besten einen Fahrer selbst beschreiben. Wir schalten hiermit um auf das Motorrad des Herrn F. aus G. and D., und klinken uns ein in die Live-Reportage. Herr F. hat gerade seinen Motor gestartet und ist im Begriff, die Boxengasse zu verlassen: Jetzt erst mal über den Platz fahren. Obacht, dahinten fährt Yannik mit seinem Kettcar! Schööön weit ausweichen. Obwohl der Bengel selber auch ganz gut aufpasst, aber ich will ja nachher nicht seinem Vater Meikel erklären müssen, warum ich seinen Sohn überfahren habe... Da kommen die Reifenstapel, die das Fahrerlager von der Strecke abgrenzen. Jetzt durch die Schranke im Zaun. Die Strecke selbst kann ich nur 50 m in beide Richtungen einsehen, ich weiß also nicht, ob da nicht gleich jemand um die Ecke gepfiffen kommt. Ein Blick zum Streckenposten gegenüber auf dem Wall: Ist die Strecke frei? Henning hebt die Hand: Noch nicht. Ich spiele ein wenig mit dem Gasgriff, wie ein kleiner Junge. Jetzt zischen in schneller Folge die grüne Kawa von Carsten und die schwarz-gelbe Fazer von Jens vorbei. Herrjeh, fahren DIE Schräglagen! Immer noch keine freie Fahrt, signalisiert der Posten. Schon kommen Hoagie auf ZZR 600 und Meikel mit seiner blauen, verkleideten G angerauscht. Nun winkt Henning, der Fishcop mich auf die Strecke. Rohr frei! Ich drehe den Motor im ersten Gang, im zweiten. Zügig beschleunige ich auf 250 Km/h* und fahre die erste Kurve, eine scharfe 180° Links, weit außen an. So wie Borchi und Rainer es mir gezeigt haben, lenke ich meinen Ofen von weit außen zum inneren Rand der Kurve, um mich dann, aus der Kurve raus, wieder etwas nach außen tragen zu lassen. Jetzt wird's knifflig, denn schon nach etwa 50 Metern schwenkt die Strecke scharf rechts wiederum um 180° herum. Weit außen fahre ich die Kurve an, um dann rechts neben dem schwarzen Fleck auf dem Asphalt aus der Kurve rauszukommen. Borchi hat gesagt, dann wäre es eine gute Linie.Weeeeit schaue ich durch die Kurve und visiere am Ende der Geraden bereits ein weißes Schild an, welches oben auf dem Wall steht. Das ist meine Fahrtrichtung, wenn es mich aus der Kurve katapultiert. Meine Geschwindigkeit ist drastisch reduziert, wie gelernt habe ich mich in die Kurve hineingebremst auf ca. 150 Km/h*.
*KRATZ!* Oha. Das war die rechte Fußraste. Aufpassen, gestern hat es erst einen Kollegen genau in dieser Kurve aus den Angeln gehoben! Den Ölfleck (zum Glück außerhalb der Linie) ist noch zu erahnen. Jetzt kommt eine kurze Gerade von etwa 100 Metern. Ich lade den 2. gang voll durch, wuchtig beschleunigt das schwere Motorrad auf 300 bis 400 Km/h*. Aus den letzten 200 Runden weiß ich: Jetzt kommt meine Lieblingskurve, eine langgezogene Rechts, die sich zum Ende hin noch weiter öffnet. Schnell einfahren, nicht zu weit nach außen kommen und die Kurve ganz am rechten Fahrbahnrand mit rund 600 Km/h durchsegeln. Im Scheitelpunkt das Gas langsam wieder aufmachen und zum Ende der Kurve hart beschleunigen in die Start/Zielgerade. Die ist rund 300 m lang und geht voll. Jetzt fahre ich etwa 1.000 bis 1.200 Km/h. Ich visiere das einzelne Gebüsch am Ende der Geraden an. Nun kommt erst der gelbe, dann der weiße Querstrich auf der Bahn- das sind die Startmarkierungen bei Kartrennen. Spätestens bei der weißen Linie muß ich das gas zumachen, kurz danach bremsen. Die grünen Wälle fliegen rechts und links an mir vorbei. Ebenso Carsten und Jens. Ich schaue in den Kurvenverlauf hinein, suche nach dem Rechteck aus dunklerem Asphalt, der mich auf die richtige Line leiten muß. Ha! Es klappt! Diese Kurve besteht eigentlich aus zwei 90° Rechtskurven, die aber –laut Instruktor Borchi- in einem Zug durchfahren werden sollen. Nun wieder eine ganz kurze Gerade, ich peile den Mülleimer oben auf dem Wall an, dann rechts auf dem Fahrbahnbelag der schwarze Fleck. Maschine umlegen in eine 90° rechts. Achtungachtungachtung: Nicht zu weit nach außen kommen! Nun schnell den rot-weißen Reifenstapel anvisieren und kurz vorher den Dampfer schnell auf den anderen Bug legen (d. h. von rechter in linke Schräglage umklappen), auch eine meiner Lieblingsstellen. Weit in die nächste Kurve hineinschauen- und die Runde ist fertig. *gefühlte Geschwindigkeit. Für reale Werte: Etwa durch 10 teilen... Danke, Herr F. So sieht der Kurs also aus der Sicht des fahrenden Personals aus. Gegen Mittag, der Kurs war weitgehend abgetrocknet, haute es schon wieder einen G-Fahrer aus den Pantinen. Ein bis dato sehr schneller Fahrer hatte die Grenzen der Physik überreizt und schmierte über das Vorderrad ab. Das Prozedere war inzwischen –leider!- Routine: Strecke sperren, Motorrad und Fahrer einsammeln. Der Fahrer hatte sich (zum Glück!) nur den kleinen Finger gequetscht, auch die Schäden am Gerät hielten sich in engen Grenzen. Zu aller Erleichterung blieb das auch der letzte Unfall während der Veranstaltung. Mittagspause. Chefmechaniker Meikel kümmerte sich um die letzte Unglücksmaschine. Zum Glück war nicht viel passiert, und der Besitzer der Maschine konnte am Nachmittag schon weiterfahren. Der sonnige Nachmittag sah dann viele breit grinsende Gesichter unter eng sitzenden Helmen. Der Betrieb lief fluffig, die Instruktorenrunden machen den Lernenden viel Spaß- und manch einer steigerte sein Fahrkönnen ganz erheblich. Das lag vor allem an der theoretischen und praktischen Einweisung durch Rainer und Borchi. Sie zeigten den Teilnehmern ihrer Instruktionsrunden wie man's machen sollte- und nahmen sich anschließend viel Zeit für eine ausführliche Manöverkritik. Wer derzeit nichts zu tun hatte oder von den letzten Runden noch zu platt war, stieg auf den Turm oder stellte sich auf den Wall als Streckenposten. Jeder kam mal dran und keiner drückte sich. Sehr beliebt bei Frau & Mann & Alt & Jung waren Mitfahrten im Boot von Holgis Gespann. Dem Ärmsten war zwar am Tag vorher die Bremspumpe kaputtgegangen, aber dank einer konzertierten Nacht- und Nebelaktion von Lederclaus und Meikel war das Fahrzeug am nächsten Tag wieder einsatzbereit. Runde um Runde mußte der Gespannfahrer seine Passagiere um den Ring pilotieren bis die Arme lang und lahm wurden. Zwischendurch wurde immer wieder der Vermieter mit seinem Laustärkenmeßgerät gesichtet, aber er hatte fast nichts zu meckern. Um 18:00 Uhr war dann auch schon wieder Schluß. Alle fassten schnell beim Aufräumen mit an. Der Vermieter war sehr angetan von der Disziplin und dem Engagement der Teilnehmer. Nicht mal eine Zigarettenkippe war auf dem Platz zu finden, und in der Mittagspause war schon wieder ein Besentrupp unterwegs gewesen, um Blinkerscherben und dergleichen von der Strecke zu holen. Spontan erlaubte der gestrenge Herr denn auch den Campern, die mit ihren Wohnmobilen und –wagen im Fahrerlager standen, auch die kommende Nacht noch vor Ort zu verbringen. Eine echt noble Geste, denn das zwang ihn dazu, an seinem (eigentlich) freien Sonntag noch mal zur Streckenabnahme und zum Abschließen zurückzukommen. Wie immer hinterlässt die G-emeinde also den denkbar besten Eindruck beim örtlichen Gastgeber. Abends traf sich die versammelte Truppe noch in einem Lokal in Geesthacht, um das "Rennwochenende" ausklingen zu lassen. Es wurde viel gelacht (im Fall von Speedy sogar, bis die Tränen liefen), viel Unsinn erzählt (vor allem von Volker), und viel gegessen. Und alle waren sich einig: Das war nicht das letzte Mal! |
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